Ein farbenfroher Blumenstrauß, eine exotische Zierpflanze oder doch lieber ein Obstbäumchen für den Garten als Muttertagsgeschenk? Die Auswahl an Pflanzen zum Verschenken ist groß. Viele der im Handel erhältlichen Pflanzen haben oftmals eine weite Reise hinter sich. Ein Großteil der Schnittblumen, die am europäischen Markt verkauft werden, stammen u.a. aus Südafrika, Südamerika oder Südasien. Kunden:innen ist oft gar nicht bewusst, welcher logistische und administrative Aufwand sich hinter einem blühenden Blumenstrauß verbirgt.
Bei der Einfuhr von Pflanzen, so auch bei Schnittblumen oder pflanzlichen Produkten aus Nicht-EU-Ländern (ausgenommen Schweiz und Liechtenstein) sind Einfuhrbedingungen zu beachten. So müssen die betreffenden Waren jedenfalls von einem Pflanzengesundheitszeugnis des Exportlandes begleitet werden und bei der Einfuhr phytosanitär kontrolliert werden. Mit diesem Dokument wird bestätigt, dass die Pflanzen die gesundheitlichen Anforderungen der europäischen Union erfüllen. Schnittblumen wie z.B. Rosen, Orchideen, Chrysanthemen oder Nelken werden durch geschulte und ausgebildete Kontrollorgane an den Grenzkontrollstellen, wie z.B. in Österreich am Flughafen Wien, kontrolliert und wortwörtlich genau unter die Lupe genommen. Dieser enorme Aufwand ist vor allem notwendig, damit keine gefährlichen Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge aus anderen Ländern eingeschleppt werden.
Orchideen zum Muttertag – ohne kleine Insekten
Bei Orchideenschnittblumen, aber auch bei Orchideenpflanzen ist das Risiko hoch, dass ein tierischer Schädling (kleines Insekt) eingeschleppt wird, der in der EU als Unionsquarantäneschädling gelistet ist: etwa der Melonenthrips (Thrips palmi) – eine Fransenflügler-Art – die ursprünglich aus Südasien kommt und sich mittlerweile in vielen tropischen Ländern ausbreiten konnte. Der Melonenthrips verfügt über ein sehr großes Nahrungsspektrum und kann daher neben Orchideen viele verschiedene Pflanzen z.B. Kürbisgewächse, Nachtschattengewächse und Schmetterlingsblütler befallen. Thripse verursachen eine direkte Saugschädigung und sind Überträger verschiedener gefährlicher Pflanzenviren. Ein Massenbefall kann einen Ausfall von bis zu 90 Prozent bei Gemüsekulturen bedeuten.
Auch wenn diese Art in Österreich aufgrund der kalten Temperaturen den Winter nicht überleben würde, besteht vor allem bei der Einfuhr von Pflanzen ein Risiko, wenn diese in Glashäuser gelangen. In diesem Fall könnte sich Thrips palmi und von ihm übertragene Viren unkontrolliert in Gewächshäusern in der EU ausbreiten und dadurch eine ernste Gefahr für Gemüse- und Zierpflanzenkulturen darstellen. Neben diesen spezifischen Einfuhrvorschriften unterliegen auch bestimmte Pflanzen zum Anpflanzen aus unterschiedlichen Drittländern einem generellen Einfuhrverbot. So dürfen z.B. Rosenpflanzen oder Obstgehölze, wie z.B. Apfel, Quitte, Birnen und Prunus-Arten etc. nur aus bestimmten Drittländern und nur unter bestimmten Voraussetzungen in die Europäische Union eingeführt werden.
Gesunde Pflanzen beenden Hunger, verringern Armut und schützen die Umwelt
Am 12. Mai findet der erste Internationale Tag der Pflanzengesundheit (IDPH) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) unter dem Motto "Protecting plants, protecting life" statt. Nach dem Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit 2020 soll der Tag jährlich das Bewusstsein fördern, dass gesunde Pflanzen dazu dienen, Hunger zu beenden, Armut zu verringern, die Umwelt zu schützen und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Internationale Pflanzengesundheitsstandards, effektive Monitorings und Kontrollen sind eine der Grundlagen für einen nachhaltigen Pflanzenschutz und Pflanzengesundheit.
Sie können mithelfen, unsere Pflanzen schädlingsfrei zu halten
Tragen auch Sie zur Verhinderung der Einschleppung von Pflanzenschädlingen und Pflanzenkrankheiten bei. Informieren Sie sich rechtzeitig beim Amtlichen Pflanzenschutzdienst über pflanzengesundheitliche Bestimmungen bei der Einfuhr und Mitnahme von Pflanzen und pflanzlichen Produkten unter der Telefonnummer 050 555 – 33302, per E-Mail an pflanzenschutzdienst@baes.gv.at oder online:
- FAQ: Häufig gestellte Fragen zur phytosanitären Importkontrolle
- Amtlicher Pflanzenschutzdienst: Liste der gesuchten Quarantäneschädlinge
- AGES: Schaderregerdatenbank von A–Z
- Video: So funktioniert die phytosanitäre Kontrolle am Flughafen
- FAO: Internationaler Tag der Pflanzengesundheit der Vereinten Nationen